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106 Diese sowohl innere wie äu£ere Freiheit - manifestiert in dem Besonderen - markierte die Mundigkeit der menschlichen Vernunft.'°^ „Die Forderungen der Wissenschaft“ und deren Hegemonic iiber den Bereich der Erkenntnis sollte alien diesen Bildungen wissenschaftliche Freiheit zusichern: Professoren, Studenten und Fakultätseinrichtungen.’^'* Allein die lebende, handelnde Wissenschaft sollte jedoch, nach Schelling, einen Schutz gegen den vornehmlichunumstritten, sie begegnete im Gegenteil starken Protesten von u.a. Schleiermacher, siehe König, aaO. S. 136 f. Die Fakultätsorganisation stellte ja eine der vornehmlichsten Zielscheiben fiir die, auf Aufklärungsideen gegriindete, Kritik an der Universität dar. Die Vorkämpfer der Aufklärung verlangten freilich in ihrem Kampf gegen die „Umständlichkeit und Lebensferne" des akademischen Lebens, dall die Universitatseinrichtung iiberhaupt abgeschafft und durch Berufsschulen ersetzt werden sollte. In dem Reformvorschlag, der von der sogenannten Berliner Mittwochsgesellschaft ausging, stellte man als Alternative zu einer solchen eingreifenden Mallnahme die Forderung auf, dab - wenn die Universität nun bestehen sollte- „wenigstens die scholastische Einteilung in Fakultäten fallen mufite“, siehe vor allemSpränger, aaO. S. 133 und Schelsky, aaO. S. 34. Diese Angst vor einem „Fakultätenpartikularismus“ wurde, wenn auch aus demBlickpunkt des philosophischen Einheitsgedankens, von vielen Kollegen Schellings geteilt, siehe z.B. Schleiermacher, Gelegentliche Gedanken iiber Universitäten in deutschem Sinn, und Steffens, Henrik, Uber die Idee der Universität. Schelling war jedoch der Auffassung, dal? der absolute Ståndpunkt an sich den Gedanken an die Universitätsorganisation als ein Zunftwesen, das einen wissenschaftlich notwendigen Grund fur die spezialwissenschaftliche Vielfalt und deren Ausdruck in der Fakultätseinteilung gab, ausschlol?. Vgl. Spränger, aaO. S. 207 ff., siehe insbes. S. 207: „Und das war in der That kein Geist des Zunftwesens, wie Engel befiirchtet hatte, kein Fakultätpartikularismus, sondern es war das Ideal der allgemeinen (Universität) Bildung. Diesen inneren Gegensatz charakterisierte Ernst Anrich, in der Einleitung zu aaO., als eine innewohnende Spannung zwischen romantischem Realismus und klassischem Idealismus: „der Gemeinsamkeit in der Ehrfurcht vor der sittlichen Einheit der Wissenschaft und damit der Universität. Die hier vereinten Schriften [von Schelling, Fichte, Schleiermacher, Steffens und Humboldt] zeigen diese gegensätzliche Spannung bis in die Strukturen des Verhältnisses von Philosophie und Einzelwissenschaft, von Fakultät und Fakultät, Universität, Wissenschaft und Staat und bis hin in die Vorstellung von den Lebensformen der Universitätsangehörigen“. Schelling, aaO. S. 228; „der erste Eintritt in die Mundigkeit". Dieser Fortschritt im Verhältnis zu dem reflexionsphilosophischen Vernunftsstandpunkt geht deutlich aus folgenden Ausfuhrungen von König, aaO. S. 136, hervor: „Die innere Beziehung aller Wissenschaften auf das Urwissen ist erkannt. Dennoch kann nicht von einem Verschwinden aller Mannigfaltigkeit in der Wissensgestaltung gesprochen werden; gerade dadurch unterscheidet sich ja der besondere Stand der Einzelwissenschaften vom alles Wissen begriindenden Urwissen, dal? sie nicht von selbst zur Einheit gelangen und dal? sie vor allemimmer mder Geschichte ausgebreitet sind. So finden wir eine echte Mannigfaltigkeit von Einzelwissenschaften, die alle ihren eigenen Arbeitsbereich besitzen. Zum Unterschied der systemlosen Reflexionsphilosophie erscheint jedoch hier die Selbständigkeit der Einzelwissenschaften als eine relative; sie sind - wollen sie fruchtbar arbeiten - immer darauf angewiesen, iiber sich hinauszugreifcn. - An der Universität stehen diese unter höherem Gesichtspunkte vereinigten Einzelwissenschaften nicht - wie man bisher denken könnte - diffus und unartikuliert nebeneinander, viel mehr zeigt uns unter ihnen eine Ordnung, eine Aufteilung in Gruppen, die mit dem Namen Fakultäten zu bezeichnen gewöhnt sind". Schellings Versuch, die kopernikanische Wende in der Philosophie, die Kant begonnen hatte, sozusagen zu erfiillen und zu Ende zu fiihren, fand zuvorderst seinen Ausdruck in Schellings freier Fakultätskonzeption. Vgl. Schreiner, aaO. S. 52 ff. hinsichtlich der Freiheit der Fakultäten.

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