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98 Relation, die die produktive Kraft des Erkenntnisprozesses ausmacht, als auch auf das Resultat dieser Tätigkeit - das, was gebiidet wird - beziehen. Der wissenschaftliche Fortschritt setzt eine Bestimmung der philosophisch notwendigen Erkenntnis mit dem Bildungspotential voraus. Das Denken kann nur durch historisches Handeln objektiviert werden,*^ und dieses Handeln mufi das Schaffen realer Ausdriicke fiir die ideelle Einheit der Erkenntnis sein. Die Bildung objektiver Ausdriicke - das Handeln — spiegelt folglich auch die Gegensätzlichkeit zwischen inneren und äuEeren Zwecken in der Erkenntnis wider. Die Charakterbildung, zu der die akademische Bildung bestenfalls fiihren wiirde, setzt eine erreichte Einheit zwischen Denken und Handeln im Individuumvoraus. Nur in dem wahren Zweck der einzelnen Natur, deren charakteristischem Willen, findet diese Verschmelzung zwischen der ideellen Einheit des Denkens und der Realisierung des Handelns statt. Fiir denjenigen, der in einem von den Zweigen der Erkenntnis tätig ist, verbleibt auch in dieser Lage die Wahl zwischen einem Handeln nach äuEeren Zwecken oder einem freien, vernunftsmäfiigen Handeln. In der Industrieschule wird, nach Schelling, das Handeln selbst zum Zweck erhoben: ,,Handeln, Handeln! ist der Ruf . . .“.**■* Als einen Gegenpol zum Industrieschulenideal suchte Schelling eine Bestimmung des Anspruchs der wissenschaftlichen Bildung imSchutze der Universität zu geben: „Die Bildung zum vernunftmäfiigen Denken, worunter ich freilich keine blofi oberflächliche Angewöhnung, sondern eine in das Wesen des Menschen selbst iibergehende Bildung, die allein auch die ächt wissenschaftliche ist, verstehe, ist auch die einzige zumvernunftmäfiigen Handeln; Zwecke, die aufier dieser absoluten Sphäre scientifischer Ausbildung liegen, sind durch die erste Bestimmung der Akademien schon von ihnen ausgeschlossen. « 85 Dafi das wichtigste Kriterium fiir Wissenschaftlichkeit Fortschritt ist, darin Begriff „Bildung“ als ein durchgehendes Thema in einer Vielzahl von verschiedenen Zusammenhängen in den Methodenvorlesungen anzuwenden, stellte in Wirklichkeit einen Ausdruck fiir die Polarität dar, die der Entwicklungsgedanke voraussetzt. Die Spannung zwischen dem Gewesenen und dem Sein faBte man, in dem Mafie, in dem sie in eine dialektische Relation kanalisiert wurde, als Voraussetzung fiir alle Bildungskraft oder jeden Bildungstrieb auf, siehe Lange/Biedermann, Die Philosophie des jurtgen Schelling - „semaufrichtiger Jugendgedanke", S. 30 f. Schelling, aaO. S. 282 f.; „Alles Objektivwerden des Wissens geschieht nur durch Handeln, welches selbst wieder sich äuBerlich durch ideale Produkte ausdriickt. Das allgemeinste derselben ist der Staat, der, wie schon friiher bemerkt wurde, nach dem Urbild der Ideenwelt geformt ist. Aber eben weil der Staat selbst nur ein objektiv gewordenes Wissen ist, begreift er nothwendig in sich wieder einen äuBern Organismus fiir das Wissen als solches, gleichsameinen ideellen und geistigen Staat: die Wissenschaften aber, insofern sie durch in Bezug auf den Staat Objektivität erlangen, heifien positive Wissenschaften. Der Ubergang in die Objektivität setzt nothwendig die allgemeine Trennung der Wissenschaften als besonderer, da sie nur im Urwissen eins sind. Aber der äufiere Schematismus ihrer Trennung und ihrer Vereinigung mufi doch wieder nach dem Bild des innern Typus der Philosophie entworfen seyn“. AaO. S. 218. AaO. S. 237.

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