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354 solche I'reundschaftsbeziehungen häufiger waren als man gemeinhin annimmt. Das erhaltene und der Forschung zugängliche Material macht iibrigens nur einen geringen Teil dessen aus, was urspriinglich vorhanden war. Auch spiegelt sich darin nur ein geringer Teil der tatsachlich vorhandenen persönlichen und geistigen Kontakte. Die Zusammenarbeit konnte so weit gehen, dass ein schwedischer Forscher auf den Rat eines deutschen Professors sein Fiabilitationsthema wählte, so bei FFammarskjöld, der auf Labands Anraten sich entschloss, fiber den Frachtvertrag zu arbeiten. Deutsche und schwedische Rechtswissenschaftler iibersandten einander ihre Bucher und Aufsätze, man teilte emander mit, wo und wie man Quellenmaterial finden könne. Wenn ein schwedischer Forscher in einer Frage des deutschen Rechts Hilfe brauchte, nutzte er seine Kontakte zu deutschen Gelehrten. Es gibt auch umgekehrte Beispiele dafur, dass deutsche Forscher einen schwedischen Juristen um Rat angingen. Von deutscher Seite her nutzte man z. B. die schwedischen Kontakte, umBerichte fiber die schwedische Rechtsentwicklung und Besprechungen schwedischer Fachbficher in deutschen Zeitschriften zu veröffentlichen. Afzelius und Knut Olivecrona arbeiteten ziemlich regelmässig an deutschen Zeitschriften mit, die ihre Namen sogar werblich nutzten. Fdammarskjöld hatte ähnliche Angebote, wenn er sie wahrscheinlich auch nicht wahrnahm. Die Habilitationsschrift von Vilhelm Sjögren ”Om rättsstridighetens former” (1894) wurde ins Deutsche fibersetzt und mit dem Titel ”Zur Fehre von den Formen des Unrechts und den Thatbeständen der Schadensstiftung” in Jherings Jahrbficher Bd 35 (1896) veröffentlicht. Fine wichtige Nebenfolge des Aufenthaltes schwedischer Forscher an deutschen Universitäten war, dass sie dadurch Kenntnis der rechtswissenschaftlichen Literatur und der zahlreichen Fachzeitschnften erwarben. Von Afzelius weiss man jedenfalls, dass er während seiner Zeit in Leipzig eine grosse Zahl juristischer Bficher kaufte. Almén berichtet - genau wie Afzelius — während seiner Berliner Zeit davon, dass er nun Zugang zu den wichtigsten juristischen Zeitschriften hatte. Eine Ubersicht fiber die rechtswissenschaftliche Literatur und die juristischen Zeitschriften war ffir die schwedischen Forscher von zentraler Bedeutung. Sie konnten diese Ubersicht nur vor Ort in Deutschland erlangen. L)ies ist der wichtigste Vorteil einer schon zu Begmn ihrer wissenschaftlicher Tätigkeit durchgeffihrten Studienreise zu deutschen Universitäten. Umgekehrt war es ein bedeutender Nachteil ffir andere, diese Möglichkeit nicht erhalten zu haben. Auch wenn die schwedischen Juristen den deutschen Gelehrten vielfältige Bewunderung entgegenbrachten, waren sie dennoch nich unkritisch. Ein schwedischer Jurist konnte einem oder mehreren deutschen Rechtswissenschaftlern sehr positiv gegenfiberstehen, aber kritisch oder mindestens skeptisch gegenfiber anderen sem. FFagströmer und Undén hatten in der Frfihphase ihrer Forschungen bedeutende Zweifel an der Quahtät der deutschen Rechtswissen-

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