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349 zwar in Opposition zur Regierung Lindman - wie die Sozialdcmokraten - hatte aber bedeutend mehr Mandate als diese. Umeiner den Arbeitern ungtinstigen Gesetzgebung entgegenzuwirken, schrieb Unden Artikel in der grossen liberalen Tageszeitung Dagens Nyheter und in der wissenschaftlichen Ekonomisk Tidskrift (Okonomische Zeitschrift). Er wollte vor allem den Liberalen die Einsicht vermitteln, dass die Eragen arbeitsrechthcher Gesetzgebung noch weitgehend ungeklärt und schwierig waren, und dass man sie deshalb vertagen solle. Als der Entwurf der Regierung Lindman zum Tarifvertragsgesetz Ende Mai 1910 dem Reichstag zur Schlussberatung vorlag, wurde er durch den Widerstand der Liberalen und der Sozialdemokraten in der Zweiten Kammer des Reichtstages abgewiesen. Undens Besorgnis erwies sich also als unbegriindet. Die Argumentation der Regierung hatte die Liberalen nicht uberzeugt. Erst 1928 wurde die Arbeitsgerichtsbarkeit eingefuhrt und ein Tarifvertragsgesetz erlassen. Undén engagierte sich auch in einem konkreten rechtsfall, der als Folge des grossen Streiks entstand. Die Buchdrucker hatten sich am grossen Streik beteiligt, obwohl ihnen ein geltender Tarifvertrag die Einhaltung der Friedenspfhcht gebot. Undén versorgte den Rechtsanwalt, der die Buchdrucker vertrat, Linter anderem mit Argumenten, die er dem Aufsatz eines deutschen Arbeitsrechtlers iiber cfen grossen Streik in Schweden entnommen hatte. Um die Arbeiterschaft iiber das geltende Arbeitsrecht zu informieren, wollte Undén auch ein populärwissenschaftliches Buch dariiber schreiben. Er musste jedoch befurchten, seine akademischen Lehrer wiirden ihm vorwerfen, er zersplittere seine Arbeitskraft mit vielen kleinen Aufsätzen statt seine Fdabilitation zu betreiben. Zwischendurch schrieb er dennoch eine kleine Schrift fiber das Arbeitsrecht, veröffenthchte sie aber erst 1916. Sehr deuthch ist, wie nahe das politische und wissenschaftliche Interesse am Arbeitsrecht bei Undén verbunden sind. Das 20. Kapitel behandelt Osten Undéns Abhandlung ”Om kollektivavtalet” (Der Tarifvertrag, 1912). In der schwedischen Literatur war das Tarifrecht damals ein nahezu unbeackertes Feld. Sein Buch sollte eine zukiinftige ”soziale” Gesetzgebung in Schweden vorbereiten. Die damaligen schwedischen Juristen beurteilten es positiv. Die beiden wichtigsten deutschen Arbeitsrechtler dieser Zeit waren Philipp Lotmar mit seinem Buch ”Der Arbeitsvertrag” und Hugo Smzheimer mit der Abhandlung ”Der korporative Arbeitsnormenvertrag”. Undén war zwar anfangs kntisch gegeniiber den deutschen Arbeitsrechtlern, aber das fertige Buch zeigt eine andere Auffassung. Wenn er auch Material und Literatur in anderen Quellen gesucht hat, so ist doch ohne Zweifel die deutsche Literatur fur seme Darstellung sehr bedeutsam. Diese Bedeutung kann aus der Zahl der Hinweise auf andere Arbeiten entnommen werden. Von den ausländischen Juristen sind nur die deutschen häufig vertreten: Undén verweist 49 mal auf

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