348 er Jura in Lund. Während seiner Studien wurde er stark politisch interessiert und gehörte zu den Radikalen. Kurz vor dem grossen Streik von 1909 (Storstrejken) wurde er Mitglied der sozialdemokratischen Partei. Nach seiner Habilitation 1912 wurde er Dozent des Zivilrechts in Lund und 1917-37 Prolessor des Zivilrechts und Internationalen Privatrechts in Uppsala. Undén war einer der bedeutendsten Privatrechtler seiner Zeit. Beriihmt wurde er durch seine Lehrbiicher zumSachenrecht iiber Farhniseigentum und Grundstiicksrecht, die 1927 und 1941 erschienen. 1937—45 war er Universitätskanzler. Er war auch als sozialdemokratischer Politiker massgebend und wurde in der liberal-sozialdemokratischen Koalitionsregierung von 1917-20 Minister ohne Geschäftsbereich. Unter dieser Regierung wurde der Parlamentarismus und das allgemeine Wahlrecht fur beide Geschlechter endgiiltig eingefuhrt. Undén war spater u. a. Aussenminister 1924—26 und 1945-62. Undens Interesse an arbeitsrechtlichen Fragen erwachte friih. Bereits 1906 veröffenthchte er einen Aufsatz fiber den kollektiven Arbeitsvertrag als Gegenstand der Gesetzgebung. Die arbeitsrechtliche Gesetzgebung war in damahgen Schweden sowohl rechtlich wie politisch eine brennende Frage. Als Undén sich mit Rechtswissenschaft zu beschäftigen begann, war es deshalb fur ihn natiirlich, den Tarifvertrag als Thema zu wählen. In seinen Erinnerungen bemerkt er, dass sein Interesse an der Arbeiterbewegung ihn bewogen habe, den Tarifvertrag als Abhandlungsthema zu wählen. Auch die Erfahrungen des grossen Streiks scheinen dazu beigetragen zu haben. Der grosse Streik begann Anfang August 1909 und erfasste fast 300.000 Arbeiter. Es war der Gipfel einer langdauernden Unruhe am Arbeitsmarkt. Die Arbeiter ffihlten sich von der aggressiv handelnden Arbeitgeberseite bedrängt, doch endete der grosse Streik mit einer deutlichen Niederlage der Arbeiter und der Gewerkschaften. Undén besuchte Berlin von Januar bis Mai 1910, umdort fiir seine Abhandlung zu arbeiten. An juristischen Vorlesungen war er nicht mteressiert, sondern hörte nur einige Nationalökonomen. Es erwies sich jedoch bald, dass er seine Abhandlung nicht m Berlin schreiben konnte, weil er dort keinen Zugang . zum schwedischen Quellenmaterial hatte und deshalb auch die deutschen Quellen nicht hinreichend benutzen konnte. Während seines Aufenthaltes in Berlin schrieb Undén Briefe an seine Verlobte Agnes Jacobsson und an seinen Studienfreund aus Lund, den Sprachwissenschaftlern und späteren sozialdemokratischen Politiker Ernst Wigforss (Finanzminister 1932—49). Die Briefe zeigen, dass Undéns politisches Interesse und seine wissenschafthchen Arbeiten eng verbunden waren. Von 1906 bis 1911 hatte Schweden erne konservative Regierung, deren Ministerpräsident Arvid Lindman war. Nach dem grossen Streik furchtete Undén, dass ein den Arbeitern nachteiliges Tarifvertrags- und Arbeitsgerichtsgesetz beschlossen wiirde und dass sich daran auch die liberale Partei beteiligen wiirde. Sie stand
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