337 Laufbahn war bcmerkenswert, und er wurde einer der massgebenden schwedischen Juristen seiner Generation. Zunächst wurde er Professor des Prozessrechts an der Universitat Uppsala, dann ”Revisionssekreterare” (Vortragender am Obersten Gerichtshof), Justitierad (Mitglied des Obersten Gerichts), Vorsitzender der ”Lagberedningen” (eine Gesetzgebungskommission, die ab 1903 Vorschläge zu neue Abschnitte - ”balkar” — des Reichsgesetzbuches von 1734 ausarbeitete), und schliesslich Prasident von ”Svea Hovrätt” (dem Hofgericht Oberschwedens), die vornehmste Stellung, die ein schwedischer Jurist erreichen kann. Afzelius war auch politisch tätig, während vieler Jahre Abgeordneter der P'rsten Rammer des schwedischen Reichtstag, Fiihrer der ”moderaten” Partei in den Ersten Rammer während einiger Jahre, dann Präsident der Ersten Rammer 1911—15. Auf kulturellem Gebiet war er Mitglied der ”Vetenskapsakademien” (der Wissenschaftlichen Akademie), der ”Vitterhetsakademien” (Akademie fur schöne Literatur) und der ”Svenska Akademien” (Schwedische Akademie). Im akademischen Jahr 1874/75 besuchte Afzelius die Universitäten in Leipzig und Göttingen und hörte die Vorlesungen von Windscheid und Jhering. Als akademischen Lehrer lernte er besonders Windscheid schätzen, von demer einen bleibenden Eindruck mitnahm. Emige Jahre später besprach Afzelius die funfte Auflage von Windscheids Lehrbuch des Pandektenrechts in einer schwedischen Zeitschnft (”Das goldene Buch der deutschen Juristen”). Afzelius und Windscheid wurden auch persönhch bekannt und standen zeitweihg in Briefwechsel miteinander. In Ivar Afzelius’ Nachlass im schwedischen Reicharchiv finden sich eine Visitenkarte mit Te.xt und sieben Briefe Windscheids aus den Jahren 1875-91. Die meisten Briefe enthalten rein persönliche Mitteilungen fiber Laufbahn, Gesundheit, Familienverhältnisse usw. Sie sprechen nicht fiir einen wissenschaftlichen Gedankenaustausch grösseren Ausmasses zwischen den beiden, aber sie zeigen u. a., dass auch Afzehus Briefe an Wmdscheid geschrieben hat. Sie smd jedoch nicht auffindbar gewesen. In Leipzig ist kein handschriftlicher Nachlass Windscheids erhalten, der sich auf schwedische Rechtswissenschaft bezöge. Auch zu Jhering hatte Afzehus Rontakt, und er iibersetzte 1879 dessen ”Rampf urns Recht” ms Schwedisch. Em Brief von Jhermg an Afzelius wegen dieser Ubersetzung befindet sich im schwedischen Reichsarchiv. In Artikeln von 1877 und 1879 m schwedischen Zeitschriften stellte Afzehus die bahnbrechende Bedeutung Jhermgs fur die zivilrechthche Dogmatik, die Rechtsphilosophie und die vergleichende Rechtswissenschaft heraus. Er wollte das Motto Jherings ”Durch das römische Recht fiber das römische Recht hinaus” auch zum Programm fur rechtstheoretischen Arbeiten schwedischer Juristen machen. Allerdings scheint Afzehus die Rritik des älteren Jhenng an der fiberkommenen juristischen Methode (der Begriffsjurisprudenz) weder beachtet noch sich daffir mteressiert zu haben. ■) 1
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