407 ihm Gelegenheit, die allgemelne Meinung gegen die Kriegsgesetze einzunehmen. Insbesondere warnte er vor der Gefahr, daB sich Wehrpflichtige nach entsprechenden Schikanen gegen Vorgesetzte wenden und dann schwer bestraft werden könnten. Entscheidend wurde ein Vorkommnis im Regierungsbezirk Västernorrland, wo 450 Wehrpflichtige wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe mit Arrest bei Wasser und Brot bestraft wurden — eine Tat, deren Strafwiirdigkeit Hedlund anzweifelte. Diese Affäre hatte die unmittelbare Konsequenz, daB die Bauern auch auBerhalb des Kreises der Reichstagsabgeordneten auf die Schattenseiten der Kriegsgesetze aufmerksamwurden. Nur wenig spater kam es dann zur Erörterung erster Reformideen. 1876 wurde immer deutlicher, daB die Regierung mit Unterstiitzung König Oscars II. ein Verteidigungsprogramm vorlegen und durch den Reichstag bringen wollte, das die Gesamtzeit der Wehrpflichtiibungen nach und nach auf gut zehn Monate verlängern sollte. Das Argument der militärischen Rechtssicherheit erwies sich nun gegeniiber diesen Planen als ausgezeichnete Waffe. Eine Rechtsaffare im danischen Militär bot zudem Anschauungsmaterial, was einem Wehrpflichtigen auch in Schweden passieren konnte. Bis zuni Vorabend des Reichstages von 1877 waren die Reformpläne so weit fortgeschritten, daB die Presse schlechthin zweckmäBige Änderungen der Kriegsgesetze diskutierte, durch die Vorgesetze an Schikanen gegeniiber Untergebenen gehindert und der Rechtsschutz der letzteren verbessert werden sollte. Das Verteidigungsprogramm, das dann 1877 von König und Regierung dem Reichstag vorgelegt wurde, war so konstruiert, daB es die latenten Meinungsverschiedenheiten in der Bauernpartei ausnutzen sollte. Die zur Finanzierung des Verteidigungshaushaltes verwendeten Grundsteuern sollten nach und nach abgewickelt werden. Fiir jede Steuerreduktion um 10 Prozent sollte die Wehriibungszeit um einen Monat verlängert werden. In dieser fiir die Partei schwierigen Lage gelang es einer ihrer internen Gruppierungen, die allgemeine Stimmung durch wohlabgewogene Propaganda aufzuheizen. Das Volk sollte dariiber aufgeklärt werden, welche Dinge die Wehrpflichtigen unter dem entwurdigenden Joch des Militarismus erdulden miiBten. Auf diese Weise wurde die Kriegsgesetzgebung unaufhaltsam in den Mittelpunkt der Debatte gezogen. Die Stellung der Wehrpflichtbefiirworter verschlechterte sich im ubrigen wegen einiger wenig durchdachten Bemerkungen, die von militärischer Seite im Reichstag gemacht wurden, als die Frage der Entfernung der strafweisen Kostbeschränkung auf Wasser und Brot aus den Kriegsgesetzen erörtert wurde. Seit dem Reichstag von 1877 wurde das Kriegsgesetzgebungsproblem vermutlich allgemeln als Hindernis fiir eine Verlängerung der Wehrpflichtzeit anerkannt. Hierzu kam, daB während der zweiten Jahreshälfte
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=