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72 nicht nur der Ehe einer Tochter zustimmen muB,® sondern in Prozessen — anders als unverheiratete Frauen — selbst den Reinigungseid abzulegen hatte.'^ Das Bjärköarecht unterstreicht die Mundigkeit der Witwen dadurch, daB ihnen gegeniiber die Schuldhaft zugelassen wird, die gegen verheiratete Frauen nicht angewandt werden darf. Nach den Landschaftsrechten hatte nicht nur die Witwe, sondern auch die verheiratete Frau gewisse Verwaltungsrechte. Sie konnte Einkäufe fiir den täglichen Flaushalt vornehmen ^ und in Notlagen bei Verhinderung des Mannes Vermögensgegenstände veräuBern und Kaufverträge abschlieBend® Nach demöstgötalag verwaltete die Frau auBerdemVermögen, das ihr durch Erbschaft zugefalien ward^ Mangelnde ProzeBfahigkeit der Frau in Strafsachen wird in den Landschaftsrechten mehrfach erwähnt.^^ Vom Grundsatz der strafprozessualen Parteiunfähigkeit werden jedoch wichtige Ausnahmen gemacht. Ging es um Anklagen wegen Zaubereid* Tötung eines Stiefkinds aus Erbschaftsgriinden oder Hurereid^ muBte die Frau selbst als Angeklagte auftreten. Nach dem Bjärköarecht war eine Dieben wie ein Mann zu verurteilen und zu bestrafen; die in solchen Fallen auszusprechende Todesstrafe wurde jedoch auf andere Weise als bei Männern vollstreckt.^® Nach den ProzeBrechtssteilen des Upplandslag und des Vastmannalag ist die Frau in diesen Ausnahmefällen unter der Voraussetzung verantwortlich, daB sie verheiratet ist. Unverheiratete Frauen waren nach diesen Rechten immer —bei alien Anklagen — vom Vater oder Verwandten zu vertreten, während sich Witwen immer selbst zu verteidigen hatten.^^ In Ubereinstimmung mit diesen Vorschriften iiber Beschrankungen der 8 « UL, Ä 1 pr. ’ UL, R 11 pr. 8 Bj 40. ® ögL, Km 8:1, UL, Km4; DL, B 32; VmL, Km 5; VSt I: 42 pr (ausgenommen sind hier jedoch Frauen, die sich von Handel und Geschäften ernährten). UL, J 4:6; VmL, J 13 pr. Dieselben Bestimmungen kehren wieder in MEL, J 19 pr und KrL, J 28 pr. —P.-E. Wallén, Husfru, 1962. “ ÖgL, G 22. 12 Vgl, I, Tj 5:2; VgL, II, Tj 53; VgL, I, M 5: 2; VgL, II, D 11; ÖgL, E 15, D 8—9, V 3, 15—16, 22, 35—36, R 12; UL, Kg 8; SdmL, Kg 8: 1; HL, Kg 5: 1, Ä 2; DL, E 5: 1; VmL, Kg 5: 1. 13 VgL, I, Tj 5:2; VgL, II, Tj 33; VgL II, R 10—11; Add. 5 pr; VgL, I, SI 8; ÖgL, V 31:1; UL, R 11 pr; SdmL, M 32; VmL, M 16; DL, Kk 11. —R. Hemmer, Förbrytelse, 1960. 1^ VgL, I, Ä 15; VgL, II, Ä 19. 15 VgL, I, G 5: 1; VgL, II, G 6; ÖgL, Kk 27 pr; UL, Kk 15: 3, R 11 pr; SdmL, G 4 pr; VmL, Ä 6 pr. i« Bj, 11:3. 12 UL, R 11 pr; VmL, R 22 und 23 pr.

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