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51 der drei Faktoreii Königtum, Kirche und römisch-kanonisches Recht kommt in den Landschaftsrechten klar zum Ausdruck. Das deutlichste Beispiel bietet das östgötalag. Nach diesem Recht kommt das Geschworenenverfahren bei den königlichen und auch bei den kirchlichen Gerichten vor. DaB die Geschworenen auBerdemin gewissen Fällen auch andere Sachen — sogar vorher imEideshelferprozeB behandelte —entscheiden sollten, zeigt, wie man schon im 13. Jahrhundert den GeschworenenprozeB als dem EideshelferprozeB in Effektivität und Gerechtigkeit iiberlegen ansah.^^ Eine ähnliche prozeBrechtliche Entwicklung kann man imiibrigen auch imVästgötarecht feststellen, nämlich in den Additamenta zum Yngre Västgötalag und in Lydekini Exzerpten, wo gesagt wird, daB die entgiiltige Entscheidung bei widerspriichlichen Eiden von jeweils zweimal zwölf Eideshelfern die endgiiltige Entscheidung von sieben Männern als Geschworenen zu treffen ist.^“ ZumÄldre Västgötalag ist die Feststellung interessant, daB der GeschworenenprozeB anscheinend in solchen Sachen eingefiihrt worden ist, in denen man vermutlich vorher die Eisenprobe verwandt hatte.^^ Der Grund fiir diese Annahme liegt in den auffallenden Ähnlichkeiten in dieser Hinsicht zwischen der Verordnung König Waldemars II. von Dänemark iiber die Abschaffung der Eisenprobe in Skåne, den Bestimmungen des Skånelag und den Vorschriften des Västgötalag. Im Västgötalag wird die Eisenprobe nicht erwähnt, aber der GeschworenenprozeB fiir Totschlag, Körperverletzung, Diebstahl und Unzucht vorgeschrieben.^'* Die Ähnlichkeiten dieser Vorschrift mit Waldemars Verordnung ist, wie Bååth hervorgehoben hat, sehr deutlich.^^ Im Zusammenhang mit der Abschaffung der Eisenprobe ordnete Waldemar den GeschworenenprozeB fiir praktisch dieselben Verbrechen an wie das Västgötalag. König Waldemars Verordnung ist ihrerseits den norske Criminalproces, 1865, Ugeblad for Lovkyndighed, 1865, no. 31—32, S. 241 f. Zum Zusammenhang zwischen Königtum und dem GeschworenenprozeB in Dänemark siehe H. Matzen, Om Bevisreglerne i den celdste danske Proces, 1893, S. 12 f., 96, 100. Ober die Anwendung des Inquisitionsprozesses an kirchlichen Gerichten in Norwegen E. Hertzberg, Grundtra^kkene i den xldste norske Proces, 1874, S. 211 ff. ” ögL, D 3:2; V 8:2. — Bååth, Bidrag, S. 74 ff.; Holmbäck—Wessén, SLL, ögL, Einleitung, S. XXXII ff.; Gagnér, i knutzs kunungxs daghum, S. 104. 12 VgL, Add. 11:2, Lydekini excerp. 74 (Add. 111:74). Siehe hierzu auch Carlquist, Studier, S. 67 f. 1* Bååth, Bidrag, S. 77 ff.; Holmbäck—Wessén, SLL, VgL, Einleitung, S. XXVIII ff. und SkL, Einleitung, S. XVIII. i"* M 11; SI 6, 8, 9; Ä 11, 15; S 2; Tj 6; G 5:1. —AuBerdem wird das Geschworenenverfahren bei Grundstreitigkeiten zwischen Land und Härad vorgeschrieben, J 16: 1. 1® Bååth, Bidrag S. 77 ff. —König Waldemars Verordnung findet man als Zusatz XII zum Skånelag. —Obcr die Verordnung König Waldemars auch Chr. L. E. Stemann, Den danske Retshistorie indtil Christian V:s Lov, 1871, S. 142; H. Matzen, Om Bevisreglerne i den jeldste danske Proces, S. 93 f., 96.

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