233 geschrieben werden. In Punkt 29 wird von full witne och skääl und von halff skääl gesprochen und ein Zeuge als halber Beweis verstanden,-® In Punkt 35 dieser Richterregeln heiBt es: All domskal befestas medh vppenbara skääl och bewijs, ty domaren skal intet döma vthan effter skääl och bewijs.^^ Die ersteren Ausdriicke spiegeln ohne Zweifel die hinter den gesetzlichen Beweisregeln stehenden Lehren vomvollen und halben Beweis, während das Zitat aus Punkt 35 wörtlich das bei Mascardi formulierte Prinzip wiedergibt, der Richter solle secundum allegata et probata urteilen, das seinerseits von dem älteren Prinzip des Urteils non secundum conscientiam sed secundum allegata ausgeht,^^ Allerdings bedeutet der Ausdruck full witne och skääl nicht, daB der Verfasser der Richterregeln in Ubereinstimmung mit den gesetzlichen Beweisregeln gemeint hat, daB zwei Zeugen vollen Beweis darstellten. Mit full witne meint er mit Sicherheit die Zahl von Zeugen, die das Gesetz fiir den jeweiligen Fall vorschrieb, wie sich u. a. deutlich aus Punkt 36 der Richterregeln ergibt.^^ Der Ausdruck findet sich im iibrigen in Christoffers Landrecht und in mehreren Verordnungen des 16. Jahrhunderts und bezeichnet immer die im Gesetz vorgeschriebene Zahl von Zeugen,^^ Im Gesetz und auch in anderen Verordnungen und Vorschriften wird bestimmt, daB in gewissen Fällen zwei Zeugen ausreichen, während in anderen 4, 6, 12 oder 24 Zeugen gefordert werden. Möglicherweise kann man Spuren der gesetzlichen Beweisregeln im Rosengrenschen Gesetzentwurf vom Beginn des 17. Jahrhunderts finden, denn dort heiBt es in Kapitel 21 des ProzeBrechtsteils: Ingen saak skall medh mindre wittne bewijsas än tu eller try sådana sanfärdiga wittne som förmält är?^ Aber auch dieser Gesetzentwurf enthält anderweitig Bestimmungen iiber eine höhere Zahl von Zeugen. Erst durch einen königlichen Brief an das Göta Hofgericht vom25. Mai 1685 wird vorgeschrieben, daB generell zwei oder drei Zeugen ausreichend und mehr nicht erforderlich seien.^® Domareregler, S. 32. —G. Schmidt, Die Richterregeln, S. 249 ff., 259. Domareregler, S. 35. Siehe oben Kapitel 3, S. 122, und Kapitel 1, S. 42. Domareregler, S. 31. Siehe hierzu G. Schmidt, Die Richterregeln, S. 249 ff. —Vgl. hierzu auch das schon erwähnte Urteil in STB från 1592, I, S. 159 (17. September 1593), wo es heiBt: . . . at mann skal icke gore widere aenn Swerigis lagh förmäler, som wil hafue full skael och sex marine witne, eller egenn muntligh bekennelse, för än nogonn dömes til dödenn, . . . Siehe hierzu auch STB från 1592, VII, S. 117 (22. April 1611). Lagförslag i Carl IX:s tid, S. 441. —Einflusse deutsch-römischen Rechts findet man in diesem Gesetzentwurf auch bei Anforderungen an die Qualitat von Zeugen. -® J. C. Lindblad, Läran om bevisning inför rätta enligt Sveriges lag, 1842, S. 144 f.; G. Schmidt, Die Richterregeln, S. 253.
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