222 protokolle zeigen andererseits, daB Väter immer noch in vielen Fallen fur Taten ihrer Kinder zur Verantwortung gezogen wurden.®^ Hier sei ein Fall aus dem Stockholmer Stadtbuch fiir 1605 erwähnt, der den Tod einer Frau betraf. Fine minderjährige Magd muBte vor Gericht iiber ihre Beobachtungen berichten.®- Ein ähnlicher Fall, in dem ebenfalls ein minderjähriges Mädchen als Zeugin auftreten muBte, ist im Urteilsbuch von Tuhundra härad in Västmanland unter dem 24. Mai 1599 erwähnt.^^ Ein Mann war wegen Sodomie angeklagt worden, und vor Gericht wurden zwei Mädchen als Zeugen vernommen. Das eine war 12, das andere 20 Jahre alt. Ihr Zeugnis wurde offenbar als vollwertig gewiirdigt, denn der Täter wurde trotz Leugnens im folgenden Jahr zum Tode verurteilt. Denkbar ist aber —obwohl eine entsprechende Protokollnotiz fehlt —, daB er vor der Verurteilung selbst seine Tat gestanden hat. Das Stockholmer Stadtbuch fiir 1515 erwähnt ein Todesurteil gegen einen Stummen auf Grund von Zeugenaussagen eines vorher zum Tode Verurteilten, der den Stummen als Mittäter bezeichnet hatte.^^ Dem Protokoll nach zu urteilen, war die Grundlage des Todesurteils gegen den Stummen auBerordentlich schwach. Weder waren Zeugen in hinreichender Zahl vorhanden, noch hatte der Verurteilt ein Geständnis abgelegt. Hinzu kam, daB die Glaubwiirdigkeit des Anzeigenden kaum besonders gut war. F. Bedingte Verurteilung—Aussetzung der Entscheidung — Bekenntnisgefangene N. Edling hat darauf aufmerksam gemacht, daB man im 16. und 17. Jahrhundert gelegentlich Entscheidungen fällte, deren Vollstreckung an gewisse HSH, 29, S. 88 (1540), S. 108 f. (1541). Jönköpings TB, S. 156 f. (1547). Kinds härads i Västmanland dombok, GLA, A 1 a; 1, 9. März und 14. November 1610 (ein zwölfjähriger Knabe und ein etwas älteres Mädchen, die miteinander verwandt waren, muBten sich wegen Unzucht miteinander verantworten); Binnebergs härads i Västergötland dombok, GLA, A 1 a: 1, 20. Oktober 1609 (5 Knaben under 12 Jahren haben beim Spiel ein Mädchen getötet: beurteilt als Fahrlässigkeitstat). Geisteskranke: STB, NF 3, S. 218 f. (27. Januar 1563); STB, NF 4, S. 63 (7. und 10. April 1570). Siehe auch Domböcker för Savolax, S. 30 (11. September 1561); Dimbo härads i Västergötland dombok, GLA, A 1 a: 1, 4. April 1605 (ein geistig nicht ganz gesunder Knabe von etwa 12 Jahren gesteht einen geringfiigigen Diebstahl). ** Z. B. CoLLMAR, Sörmländska häradsdomböcker, S. 45 (8. September 1596), S. 101 f. (20. März 1595), S. 104 (3. November 1595); Valle härads i Västergötland dombok, GLA, A 1 a: 1, 29. Oktober 1600; Vånga härads i Östergötland dombok, Östergötlands gemensamma domböcker, VLA, vol. 1, 17. Februar 1586 (ein Vater verteidigt seinen Sohn, der der Unzucht beschuldigt wurde). STB från 1592, \T, S. 94 (2. Dezember 1605): Denn andere pighenn Malinn benempdt, som iche ähn nu ähr till sinn fulkomligh laga ålder kommen witnede, . . . Tuhundra härads dombok, ULA, A I: 1. Siehe auch das Protokoll vom 7. Mai 1600. 8^ STB, 5, S. 56 (4. Juli 1515).
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