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221 worden waren.’® Auf einem Ting in Berga (Sunnerbo härad in Småland) wurde am 13. August 1604 ein Mann in einer Entscheidung als minder man bezeichnet. Nach dem Protokoll wurden ihm dadurch die Tingfähigkeit und die burgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Der Grund dieses Urteils war, daC er alle Kirchspielbewohner als Diebe beschuldigt hatte. Die Bewohner hatten sich von dieser Beschuldigung durch Eideshelfer gereinigt.''® Auf dem Häradsting von Siende in Västmanland vom 4. Mai 1603 weigerten sich die Geschworenen, Zeugenaussagen einer wegen Diebstahls angeklagten Frau zu akzeptieren, die dadurch ihre Schwester von der Beschuldigung der Beteiligung an der Tat entlasten wollte.^^ Auf ähnliche Weise gestattete man auf demTing in Torstuna härad in Västmanland 1603 einer verheirateten Frau nicht, sich in einer Diebstahlssache mit zwölf Eideshelfern und -helferinnen zu reinigen, weil sie mehrfach Diebstähle begången hatte und alle Eideshelfer nicht seBhaft, sondern fahrendes Volk waren, die sie durch Geschenke von Milch, Butter u. a. zur Fiirsprache bewogen hatte.'^® Festgehalten sei in diesem Zusammenhang, daB man gelegentlich Angeklagten den Reinigungseid nicht gestattete, um sie nicht wegen MiBbrauchs des Namen Gottes in Gewissensnöte zu bringen und sie vor dem Zorn Gottes zu bewahren."® Wie im Spätmittelalter muBten auch im 16. Jahrhundert und zu Beginn des 17. Jahrhunderts Minderjährige und geistig nicht voll Zurechnungsfähige gelegentlich in Strafsachen als Angeklagte auftreten. In solchen Fällen scheint man ihren Geständnissen denselben Beweiswert zugemessen zu haben wie dem eines Miindigen. Alter und Geisteszustand wurden dann aber bei der Strafzumessung entsprechend beriicksichtigt.®® Häradstings- ’5 STB, NF 6, S. 308. "* Aschan, Ur Sunnerbo härads domböcker, III, S. 14. — In der Instruktion Erichs XIV. fiir die Statthalter aus dem Jahre 1563 mlt Vorschriften u. a. iiber die Tätigkeit des Hohen Gerichts heiCt es: Och vilken av nämnden, som sig uti sådane fall undendrager, skall have förbrutit sitt underhåll och aktas för en mindre man, . . . (Rosén, Studier, S. 26). —Erwähnt sei auch, daC am 3. Juli 1593 ein Mann zum Ratsgericht kam und sich beklagte, er sei in Uppsala beschuldigt worden, vor einigen Jahren in Stockholm als oman eller ährelös verurteilt worden zu sein. Der Rat lleC Nachforschungen in den Stadtbiichern anstellen und stellte fest, daB die Beschuldigungen grundlos seien. STB från 1592, I, S. 134. Siende härads dombok, ULA, A I: 1. Torstuna härads dombok, ULA, A I: 1, 2. Ting 1603 (Datumfehlt). '* Ein ähnliches Beispiel findet man in Siende härads dombok, ULA, A I: 1, 20. September 1605. —Siehe oben FuBn. 35, S. 164. Minderjährige: STB 1524—29, S. 106 f. (1526); STB, NF 1, S. 271 (5. Dezember 1547); STB, NF 3, S. 104 (15. Oktober 1554); STB, NF 4, S. 103 (22. September 1570); STB från 1592, II, S. 69 f. (20. September 1596); V, S. 79 (20. Mai 1603); S. 359 (1. Dezember 1604) VI, S. 156 ff. (1. September 1606), S. 275 ff. (14. November 1607); 80

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