205 Bemerkung Axel Oxenstiernas auch beim Reichstag von 1605 Folterungen vorkamen.^^ Fiir das Ende des 16. und den Beginn des 17. Jahrhunderts gibt es parallel zu diesen Angaben iiber Folterungen oder Folterungsdrohungen eine Anzahl von Protokollvermerken, daB Geständnisse in Strafprozessen frei von Zwang abgegeben worden seien.^'* Die weite Verbreitung dieser Formulierung zu jener Zeit scheint mir anzudeuten, daB der EinfluB des deutsch-römischen Rechts stärker wurde und auch bei ländlichen Gerichten zumTragen kam. Ein auBerordentlich deutliches Beispiel bieten die Urteilsbiicher der Häradsgerichte in Västergötland aus den Jahren 1608 bis 1614. Zwischen dem Stockholmer Stadtbuch einerseits und den Protokollen der Häradsgerichte andererseits bestehen deutliche Unterschiede. Inden ersteren findet man, wie erwähnt, mehrfach Beispiele fiir Folterungen zur Erzwingung von Geständnissen. In den letzteren sind solche Folterungen sehr ungewöhnlich — obwohl man ausdriicklich vermerkt, das Geständnis sei ohne Einwirkung von Zwang und völlig freiwillig abgegeben worden. Ich meine deshalb, daB Folterungen im Rahmen von gerichtlichen Verfahren auf dem Lande erheblich seltener vorkamen als beim Ratsgericht der Hauptstadt. Ein Beispiel fiir gesetzwidrigen Zwang auf dem Lande bietet das Urteilsbuch fiir Dalarna fiir 1596. In einer auf dem Ting in Grytenäs am 22. Juni bans hustro och legokona och på thet fliteligste ransakede sakenn, tänckendez, om dee nagedt mera wille bekenne, medan dee hade suttit i stark fengzle. 1604, 20. August, Vadstena TB, S. 355; . . . starcke förvaringh . . . 1609, 23. Oktober. N. Aschan, Ur Sunnerbo härads domböcker, II, S. 8: . . . bleff ok på attskillelige seett både ij fengellse ok andra måtto granneligen förhörtt ok kunde ingen fullkommeligh bezt’iss fåå, . . . 1611, 10. September. N. Aschan, Ur Sunnerbo härads domböcker, I, S. 37 ff. In einer Zauberelsache wird die Angeklagte u. a. der Wasserprobe ausgesetzt. SchlieBlich beschlieBt das Gericht ihre Folterung, die dann in Gegenwart von neun Männern vollzogen wird. *•'* Rikskansleren Axel Oxenstiernas skrifter och brefvexling, 1:1, S. 21 f. — MunkTELL, Tortyren, S. 115; P. Nordmann, Arvid Eriksson Stålarm, S. 72. In einer Schmähschrift aus dem Jahre 1617, Hertigh Carls Slaktarebenck, wird der Vorwurf erhoben, Karl IX. habe zur Erzwingung von Geständnissen foltern lassen. Als Quelle fiir die Rechtsentwicklung hat diese Schmähschrift jedoch nur geringen Wert. — Munktell, Tortyren, S. 115. *•» STB från 1592, I, S. 128 (23. Mai 1593), II, S. 18 (13. März 1596), S. 181 (12. Oktober 1597), S. 298 (16. Juni 1599), S. 300 (13. Oktober 1599), IV, S. 29 (2. Mai 1601), V, S. 47 (2. Mai 1603), VI, S. 11 (8. April 1605), VII, S. 21 (5. November 1608), S. 152 (26. Februar 1612), S. 210 (7. November 1612). Sörmländska häradsdomböcker från 1500-talet, S. 62 (19. Februar 1596). Aschan, Ur Sunnerbo härads domböcker, I, S. 46 f. (10. September 1611). G. O. Berg, Fluru rätt skipades i Sverige för trehundra år sedan, S. 14, Värmdö skeppslag (1. Juni 1608).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=