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175 Forschung allem Anschein nach bisher nicht bemerkte schwedische Ubersetzung eines in lateinischer oder deutscher Sprache abgefaBten Gedankens, den wir schon im spätmittelalterlichen römisch-kanonischen und deutschrömischen Recht gefunden hattenJ® Fine gewisse Bewertung von Beweismitteln wird in einer Bemerkung im Urteilsbuch des Geschworenengerichts von Erik XIV. aus dem Jahre 1563 vorgenommen. Erik XIV. erklärt dort, er wolle niemanden in Hochverrats- sowie in Leibes- und Ehrensachen auf schriftlich abgegebenes Zeugnis bin verurteilen, wenn die Zeugen noch amLeben seien. Statt dessen wolle er die Zeugen persönlich hören. AuBerdem fordert er die Mitglieder seines Gerichts auf, ebenfalls diesem Grundsatz zu folgen.'® Offenbar werden also lebende Zeugen höher geschätzt als schriftlich niedergelegte Zeugenaussagen einzelner Personen. Imiibrigen ergibt diese Stelle, daB man dem Beweis bei Hochverrats- und Kapitalverbrechen besondere Bedeutung beimaB. Die Richterregeln vom Beginn des 17. Jahrhunderts enthalten gleichfalls eine Formulierung, die eine gewisse Rangordnung einzelner Beweismittel erkennen läBt. In Punkt 27 heiBt es: Oryggeliga och krafftige wittne dro thesse: först egin bekdnnelsse, dedan (effer) uppenhahr gidrningh^^ Wie im deutsch-römischen Recht jener Zeit wird hier der Wert des eigenen Geständnisses sehr stark betont. Eine Rangordnung einzelner Beweismittel ergibt sich auch in gewissem Umfang aus den erhaltenen Urteilsbiichern. Sie zeigen — trotz totalen Mangels an systematischen Abhandlungen zu den Begriffen offenkundig und notorisch sowie Beweismittel und prohatio —, daB damals dieselben Taten als offenkundig und notorisch behandelt wurden wie imSpätmittelalter. In den Gerichtsprotokollen werden vor allem zwei Umstande genannt, die eine Tat notorisch machen: die Ergreifung auf „frischer“ Tat Siehe oben Kapitel 1, S. 39 und Kapitel 3, S. 145. — Eine ähnliche Bemerkung findet man im iibrigen in Värmdö dombok (Werbdö domboock, S. 154), wo es in einem Protokoll in einer Sache vom 24. Januar 1602 iiber die Verbreitung eines Geriichts iiber Unzucht heiCt: . . . och sadis ban frij, att huilkin henne forvijtter tedh effter thenna daagh, medh mindre ljussare och bettre bevijs kan, varde sachfelttir til 40 march saack eller ståå samma straff, som hon borde ståå effter lagen. HH, 13, S. 79. Domareregler, S. 56. Ein typische Beispiel bietet STB, NF 1, S. 71 (28. März 1544): Szä att epter han med färska gherning gripin wartt och han samme karll vnödh och otwingatt dräpit hade, bleff han dömdh till swerdh for hans oppenbara gherningh skuldh. Ein weiteres Beispiel enthält STB från 1592, VI, S. 238 ff. (15. Juli 1607): Sententia: Effter denna ynkeligh gärninngh Gudh bdtre ähr vppenbar, och dråparen strax widh färsche gerningh taginn, hwilkenn ingen tinngh wet förebäre ... In einer dritten Sache, Siende härads dombok, ULA, AI: 1, 15. Mai 1607, geht es um den Diebstahl einer Eisenstange, in der zwei Personen verurteilt werden, allthennstundh att dhe bååde woro taagne och fångne

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