RB 26

152 Gott geboten worden. Alle Bibelstellen, die die Lehrer und Fiihrer der katholischen Kirche zur Stiitze dieser Ansicht herangezogen hatten und heranzogen, waren nach Luther fiir diesen Zusammenhang bedeutungslos, da es sich entweder um allegorische Auslegungen oder um MiBverständnisse handelte. Einzig von Gott befohlen war die öffentliche Beichte zur Offenbarung der Sunden, was sich aus Matth. 18,15 ff. ergebe, sowie die Beichte, das Siindenbekenntnis vor Gott. Von der ersten fand sich nach Luther jedoch nichts mehr in der Kirche und der zweiten muBte seiner Ansicht nach eine zentralere Stellung eingeräumt werden, als sie in der katholischen Kirche gehabt hatte. Luther wandte sich auch gegen die Auffassung der mittelalterlichen Kirche von Bekenntnis, Reue und Wiedergutmachung, satisfactio, als verdienstvolle Taten vor Gott, durch die man Gottes Vergebung erhalten könne. Er wandte sich weiter gegen die Auffassung, es handele sich um Bedingungen, die man erfiillen miisse, damit sich Gott dem Siinder gnädig erweise. Fiir Luther war die Beichte ein Mittel der Gnade, gleich der Predigt, der Taufe und dem Abendmahl, durch das ein Christ die Gabe der Vergebung, die Absolution, erhalten konnte, bei der es sich aber nicht um ein von Gott gebotenes Sakrament handelte. Die Beichte war eine freiwillige Handlung sollte es bleiben. Zu ihr sollte sich der Christ von sich aus gerufen fiihlen auf Grund seines durch das Gesetz geweckten SchuldbewuBtseins und der sich daraus ergebenden Reue. Glaube und Reue sind Voraussetzungen des Bekenntnisses. Absolution, Vergebung der Sunden, wird dem Gläubigen, der seine Sunden bekannt hatte, auf Gottes Gebot vom Beichtvater erteilt, Auch die Vergebung setzte Glauben voraus, denn fehlte der Glaube, war die Vergebung vergeblich. Ohne Glaube konnte man die Gnade der Vergebung von Gott nicht empfangen. Luther sagte weiter, der auf Gott und Christus vertrauende Mensch miisse sein ganzes Leben lang BuBe tun. Vor Gott seien wir alle Siinder und ständig der Vergebung bediirftig. Zwar hätten wir durch die Taufe die Vergebung der Siinden erhalten, der Kampf zwischen Gott und dem Teufel um den Menschen gehe danach aber weiter, und deshalb miisse der Christ auch weiterhin in BuBe leben und dauernd neue Vergebung empfangen. Der Mensch, der um seine Siinde wisse, sehne sich auch immer danach, seine Siinden vor Gott bekennen zu diirfen und Vergebung zu erhalten. Luther meinte, der Mensch, der an Gott und Christus glaube und der Vergebung seiner Siinden wegen Jesus Christus gewiB sei, könne direkt vor Gott beichten, ohne sich erst an einen Beichvater wenden zu miissen. Wie viele Menschen hatten aber einen so starken Glauben? Fiir alle, die zweifelten und vom Teufel zu Unglauben und Unsicherheit verfiihrt wurden, war die Beichte vor dem Beichtvater eine unschätzbare Hilfe.

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