105 des Protokolls deutet an, daB man ein Geständnis zu erzwingen versucht hatte. Eine ähnliche Andeutung findet man auch im Protokoll vom 27. August 1498, als iiber eine Diebstahlsanklage gegen eine Frau verhandelt wurde. Es heiBt dort, daB sie viderkendes, tet hon stal skedin, medh nodh at hon tet viderkendes. Ther medh dompdes hon til stockin.^^ Interssant ist in diesem Zusammenhangs ein weiterer Fall aus dem Stadtbuch fiir 1486, in dem es um Unredlichkeiten mit einer Partie Kupfer ging. Erst nach Untersuchung des Zollbuches und Vernehmung von Zeugen gelang es, den Angeklagten zu einemGeständnis zu veranlassen.'^® In all diesen Fallen wollte man offensichtlich ein Geständnis als vollen Beweis erhalten, und im letzteren Fall begniigte man sich nicht mit der Uberfiihrung des Angeklagten, sondern wiinschte dariiber hinaus ein Geständnis des Angeklagten selbst — ein Verfahren, das groBe Ähnlichkeit mit dem römisch-kanonischen Rechtsprinzip convictus et confesses aufweist. Ein ähnlicher Fall ist im Stadtbuch Stockholm fiir das Jahr 1475 erwähnt.'^^ Der Ratsherr Peder Olsson hatte sich der Unterschlagung von Geldmitteln der Stadt schuldig gemacht, gestand aber erst, nachdem er iiberfiihrt worden war, und bat zugleich umGnade und Erbarmen. Die letztere Beobachtung, daB man sich nicht mit der Uberfiihrung des Angeklagten begniigt, sondern auBerdem sein eigenes Geständnis wunscht, kann man in den spätmittelalterlichen Stadt- und Urteilsbiichern sehr häufig beobachten, wenn vermerkt wird, daB der Angeklagte seine offenkundigen Taten gestanden habe. Besonders oft findet man das in den Stadtbiichern von Stockholm seit dem letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts. Gelegentlich wird deutlich, daB man Diebesgut, das man bei dem Angeklagten gefunden hatte, im Gerichtssaal vorliegen hatte. In anderen Fällen war die Tat offenkundig, notorisch, weil sie vor vielen Menschen begången worden war und man den Täter auf frischer Tat ergriffen hatte.'^^ Obwohl die Tat in diesen an sich offenbar war, wollte «» STB, III, S. 395. ’O STB, II, S. 152 f. (21. Juni 1486): Epthir swa dana skiälig bewisning, hade meth tolbokene ok besworen witne, tha kunde fforscripne Giärd ecke wntlödha sik therffore, ath han ecke hade anameth til sik fforscripna V meesa koppar, som han ok tha stragx kendes ok tillstodh, ath . . . STB, I, S. 31 ff. (4. Oktober 1475). — H. Schuck, Stockholm vid fjortonhundratalets slut, 1951, S. 430 f. 72 STB, II. S. 379 (9. September 1489), S. 421 (15. März 1490), S. 447 (21. Juni 1490), S. 502 (22. November 1490), S. 546 (15. Juni 1491), III, S. 68 (4. März 1493), S. 139 (16. Dezember 1493), S. 227 (4. Mai 1495), S. 339 (25. Oktober 1497); Jönköpings stads tankebok, S. 57 f. (1457); Arboga stads tankebok, I, S. 264 ff. (4.Juli 1467). Das Stadtbuch Arbogas enthält im iibrigen ein bezeichnendes Beispiel dafiir, daB man im GeschworenenprozeB einen wegen Diebstahls verdächtigen Täter gegen sein Leugnen nicht verurteilen konnte, weil weder sechs Zeugen unter Eid gegen ihn aussagen konnten noch
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=