460 Oxenstiernas Amtszeit als Kanzler ist im iibrigen von einer Vielzahl wesentlicher Rekonstruktions- und KonsolidierungsmaBnahmen geprägt. Sein Tod im Jahre 1657 biidet den Abschlufi einer ersten schwedischen Epoche der Geschichte der Universität. 1657 starb auch ein zweiter ihrer Förderer, der Präsident der pommerschen Regierung und des pommerschen Hofgerichts Johan Nicodemi Lillieström, und imJahre darauf ein weiterer, der Kammerpräsident Gerdt Anthoni Rehnskiöld. Zur Zeit des Friedensschlusses 1648 bestand die juristische Fakultät nur aus drei Lehrstuhlinhabern — Joachim Völschow, Franz Stypmann und Petrus Stephani. Diese Zahl verminderte sich bald auf zwei, denn am 26. Februar 1650 starb Stypmann, einer der energischsten Vertreter der Fakultät, im Alter von 38 Jahren. Neben diesen drei Lehrstuhlinhabern waren drei auBerordentliche Lehrer an der Fakultät tätig (Johannes Burgmann, Joachim Erich und Jacob Stypmann),^^^ deren Fakultätsarbeit wegen der Wahrnehmung von Aufgaben auBerhalb der Universität jedoch nur beschränkt war. Die Ubernahme der Landesherrschaft durch die schwedischeKroneleitete eine neue Epoche in der Geschichte der Universität ein. Konsequenzen hatten diese Veränderungen zuerst fiir die jura nominandi et praesentandi der Universität. Bewerber umeinen Lehrstuhl begannen, sich mit Suppliken unmittelbar an die schwedische Reichsregierung zu wenden und ihre Bewerbung dort vorzutragen. Als Bewerber um den Lehrstuhl Matthias Stephani’ meldete sich beispielsweise in Stockholm Dr. jur. Petrus Kirchain aus Marburg.^^® Die Königin betrachtete sich bis auf weiteres als von den Privilegien der Universität gebunden und lieJB von ihr eine Stellungnahme zur Frage einholen, ob Kirchain auf den Lehrstuhl berufen werden könne. Sie hob gleichzeitig hervor, daB eine Vervollständigung der Fakultät zum Besten der studierenden Jugend von besonderer Bedeutung sei.^^® Die Fakultät präsentierte ihre Vorschläge jedoch am 31. Mai 1650, also nach Franz Stypmanns Tod im Februar. Als Nachfolger fiir Matthias Stephani wurde der auBerordentliche Professor Jacob Stypmann und als Nachfolger Franz Stypmanns Kirchain vorgeschlagen.^^® Zur Zeit dieser Nominierung hatte sich jedoch zwischen dem Gouvernement und der Universität ein Streit iiber eine Berufung entwickelt. Nach Franz Stypmanns Tod hatte die Universität beim Generalgouverneur den Bedarf an auBerorFriedländer: Ältere Universitätsmatrikeln II: 2 S. 34. Immatrikuliert am Pädagogium in Marburg im Jahre 1633; Falckenheiner: Personen- und Ortsregister S. 28. — Am 27. September 1647 war er in Greifswald zum Doktor promoviert worden; Friedländer: Ältere Universitätsmatrikeln II: 2 S. 12. RA: RR. KMt an die Universität in Greifswald vom 24. Juli 1649. UA Greifswald: Stettiner Bestand vol. 90. Kirchain wird hier als auBerordentlicher Professor bezeichnet. Eine Ernennung hat aber nicht aufgefunden werden können. Friedländer: Ältere Universitätsmatrikeln 11:2 S. 44. 318 330
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