429 8.2. Die juristische Fakultät 1630—1648 8.2.1. Dieallgememe Entwicklung Während des 16. Jahrhunderts wurden die deutschen Universitäten weitgehend von den Landesherren abhängig. Der Bedarf an Verwaltungsbeamten, vor allemRichtern und auch Geistlichen, weckte das Interesse der Landesfiirsten an einer Kontrolle ihrer Ausbildung. In Greifswald geschah das 1539, als die Universität nach einer 15-jährigen Unterbrechung ihre Tätigkeit wieder aufnahm.^® Der Herzog kontrollierte zwar die Universität, diese konnte aber die Kandidatenwahl fiir Lehrstiihle beeinflussen. Die Fakultät hatte das jus nominandi, d. h. sie benannte dem Konzil der Universität einen Kandidaten. Das Konzil hatte seinerseits ddiS juspraesentandi; es konnte nach entsprechender Priifung des Fakultätsvorschlages dem Herzog einen Kandidaten präsentieren, Diese Präsentation —die nur einen Kandidaten umfaBte — bildete dann die Grundlage fur die Ernennung durch den Herzog, der insoweit das jus vocandi hatte.^® Die herzogliche Herrschaft fiihrte zu einer Zeit der Schwäche fiir die juristische Fakultät. Der primäre Grund war, daB nicht nur ausgebildete Schuler, sondern auch die Lehrer der Fakultät als Räte in die Regierungsorganisation hineingezogen wurden. Der Aufschwung fiir das Ansehen der Fakultät während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war zum einen ein Ergebnis der zunehmenden Spruchtätigkeit, zum anderen aber auch dadurch bedingt, daB die in der Regierung arbeitenden Lehrer Ersatzleute in der Fakultät bekamen, die dann wieder mit vollzähligem Personal arbeiten konnte.-^ 1630, zur Zeit der schwedischen Intervention in Pommern, hatten drei Lehrer 25 Jahre oder mehr an der Fakultät gelehrt. Friedrich Gerschov und Matthias Stephaniwaren seit 1604 Fakultätsmitglieder, Friedrich Mevius, ein Sohn des Juraprofessors Thomas Mevius, seit 1605.®® Die traditionelle Kombination von Universitätsarbeit und Gerichtstätigkeit imAuftrage des Herzogs wurde von den Extraordinarien Johann Burgmann und Seth: Universitetet i Greifswald S. 20 f. m. w. H. Hofmeister; Geschichtliche Stellung S. 15. Seth: Universitetet i Greifswald S. 25. Molitor: Juristenfakultät S. 11. 28 Uber ihn Pyl, ADB 9 S. 48 f. 2® Uber ihn Stinzing: Geschichte I S. 729. 2® Kosegarten: Geschichte I S. 232. — Matthias Stephani erhielt den ordentlichen Lehrstuhl am 19. November 1624; UA Greifswald; Stettiner Bestand vol. 90, Bestallung der Professoren. 26
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=