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8. Die juristische Fakultät der Universität Greifswald als Spruchkollegium Im deutschen Rechtsleben des 17. Jahrhunderts spielten die juristischen Fakultäten eine wichtige Rolle als Spruchkollegien fiir die territorialen Gerichte. In den von Schweden eroberten Territorien bestand nur eine juristische Fakultät —die der Universität Greifswald. DieArbeit dieser Fakultät und ihre Bedeutung vor allem fvir die Gerichtstätigkeit inPommern während des hier behandelten Zeitabschnittes muB deshalb im einzelnen untersucht werden. 8.1. Das Institut der Aktenversendung in Pommern vor 1630 Gegen das Ende des Mittelalters wendeten sich die nicht mit rechtsgelehrten Richtern besetzten Gerichte in rechtlich schwierigen Sachen zunehmend an rechtsgelehrte Kollegien. Diese — die Oberhöfe und Spruchkollegien — legten territorial Rechtsquellen, d. h. meist Stadtrechte, zu Grunde, und nicht selten bestånden Verbote des Landesherrn, sich an Kollegien auBerhalb des Territoriums zu wenden. Die wichtigsten Oberhöfe bestanden in Liibeck, Magdeburg und Frankfurt.^ Die Rezeption des römischen Rechts während des 16. Jahrhunderts untergrub die Stellung der alten Oberhöfe. In dieser Zeit schneller Entwicklung und abnehmender Bedeutung lokaler Rechtsquellen reichte die Kompetenz der Oberhöfe nicht mehr aus. Während der Rezeption iibernahm man in Deutschland den aus Italien stammenden Branch, von einzelnen Juristen Gutachten einzuholen. Daraus entwickelte sich die Aktenversendung an juristische Fakultäten als Spruchkollegien, die im rezipierten Recht und der zeitgenössischen Rechtsliteratur erfahren waren. Die Stärkung der Stellung der Fakultäten geht also Hand in Hand ’ Schott: Rat und Spruch S. 14. Stobbe: Geschichte II S. 63 ff. Buchda, HRG I Sp. 85 ff.

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