340 Im AnschluB an den Landtag wollte Königsmarck eine Konferenz mit Vertretern sämtlicher Stände der deutschen Provinzen iiber aktuelle Tribunalprobleme abhalten. Bei dieser Konferenz, die vom 19. bis 24. September 1655 stattfand, wurde der Inhalt des Präsentationsdiploms zum wichtigsten Thema. Zum einen sollten sich Bremen-Verden, Wismar und das Hamburger Domkapitel zur anteiligen Tragung der Tribunalkosten seit dem 1. Januar 1653 verpflichten und zum anderen sollten Kandidaten fiir die freien Assessorate am Tribunal benannt werden. Es gelang jedoch Königsmarck und von Höpken nicht, alle Stände fiir ihre Vorschläge zu gewinnen. Die alteingesessene Ritterschaft weigerte sich —wahrscheinlich wegen der zu iibernehmenden finanziellen Lasten — nach dem Diplom zu verfahren. Auch die Städte wollten sich eigentlich nicht zu Zahlungen fiir das Tribunal verpflichten, nahmen dann aber doch Zahlungen auf sich. Im iibrigen einigten sich die Anwesenden — wie von Königsmarck und von Höpken vorgeschlagen —auf vier Kandidaten, von denen die schwedische Reichsregierung zwei auf die beiden freien Assessorstellen berufen sollte.^^® An erster Stelle wurde Dr. Johann Schliiter aus Hamburg als qualifizierter und zudem einheimisch geborener Mann benannt. Zu den einer allgemeinen Vereinbarung hinderlichen Umständen rechnete Königsmarck auch die „heimbliche Jalousie" zwischen den Vertretern des Domkapitels, der Stadt Wismar und der bremisch-verdischen Städte. Das Domkapitel verlange „als geistlich inter omnes primum locum", und die Stadt Wismar begehre den Vorrang vor Stade, Buxtehude und Verden.^'^^ Die Ausgestaltung der Präsentation bei dieser Gelegenheit blieb jedoch tag behandelt werden. Pascovius an Königsmarck vom 13. August 1655; StA Stade: Rep. 5 a, Fach 95 Nr. 3. Gemäö Anweisung von Erskein. Vgl. kgl. Resolution an das Tribunal vom 10. Mai 1655 (Punkte 5 und 6); RA: RR. Im Gegensatz zu den Neubelehnten, d. h. den Donatarien der schwedischen Krone. Die Reichsregierung wiinschte schon im Anfangsstadium der Reorganisationsbemiihungen in Bremen, daB diese Gruppen einen einzigen Stand bilden sollten. Siehe hierzu Böhme: Staatsfinanzen S. 129 ff. Zum Konflikt zwischen dem alteingesessenen Adel und den Neubelehnten Böhme: Staatsfinanzen S. 121 ff. Die vier waren Dr. Johann Schliiter aus Hamburg, der Syndikus des Domkapitels in Liibeck Dr. Nicolaus Schutze, der fiirstlich-mecklenburgisch-schweriner geheime KanzHerat Dr. Daniel Nicolai und der ehemalige Biirgermeister in Bremen Status Speckhan. Königsmarck wandte gegen den letzteren beim Tribunal ein, daB er wegen seines reformierten Glaubens als Kandidat ungeeignet sei. Gouverneur und Regierung in Bremen an das Tribunal, datiert Stade, den 1. Oktober 1655; StA Stade: Rep. 5 a, Fach 95 Nr. 3. Gouverneur und Regierung in Bremen an J. Oxenstierna, datiert Stade, den 30. November 1655; StA Stade: Rep. 5 a, Fach 95 Nr. 3. 279
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