328 Da die BVEK die Gesandten der Stadt zu Konzessionen zu veranlassen versuchte, die nicht von ihren Vollmachten gedeckt waren, reisten sie ziemlich bald ab, ohne das irgend ein Ergebnis erzielt werden konnte.^^® Zusammenfassend kann also zum Verhandlungsauftrag an die BVEK iiber die Finanzierungsfrage gesagt werden, daB sie groBe Schwierigkeiten hatte, die Stände zu Geldleistungen zu veranlassen. Die allgemeine wirtschaftliche Lage und die bekannte, generell negative Einstellung der bremisch-verdischen Stände trug hierzu bei. Die verbreitete Furcht vor der Ubernahme neuer Lasten fiihrte zu ständigen Vergleichen mit friiheren Zuständen. Die Erörterungen wurden deshalb bald einseitig und wenig konstruktiv. Gewissen EinfluB hatten auch die allgemein-politischen Bedingungen, unter denen die BVEK damals zu arbeiten hatte. Ihr erfahrenstes Mitglied, Sobering Rosenhane, befand sich in Wismar; die beiden iibrigen, von Königsmarck und Erskein, die die ganze Arbeit in Stade zu erledigen hatten, waren schwach, unentschlossen und auBerdem uberempfindlich in Fragen des Prestiges. SchlieBlich war im Friihjahr die Krise im Verhältnis zur Stadt Bremen akut geworden und hatte sich zum Krieg entwickelt.^^® Die Arbeitsbedingungen fiir die BVEK waren also damals im Mai 1653 einer Lösung der Tribunalfrage denkbar ungiinstig. Die Tribunaleinweihung fand in Wismar am 17. Mai 1653 statt.^^" Bei den Feierlichkeiten wurde den Ständevertretern der Vorrang vor den Vertretern der Reichsregierung, den Gouverneuren und ihren Stellvertretern, eingeräumt. Dies muB vor dem Hintergrund der Stellung gesehen werden, die den Ständen hinsichtlich des Tribunals zugestanden worden war. Pommern wurde von sechs Vertretern repräsentiert,-^® die zerstrittenen Stände Protokoll vom 10. Mai 1653 und Erskein an Königsmarck vom 12. Mai 1653; StA Stade: Rep. 5 a, Each 95 Nr 3. Hierzu Olofsson: Efter westfaliska freden S. 432 ff. Diese Darstellung geht zum einen von der offiziellen, gedruckten „Beschreibung des Actus Introductionis des Königl: Hohen Tribunals in Wismar, Geschehen den 17. Maii Anno 1653“ (UUB: Palmskiöldska samlingen vol. 316 S. 777 ff.) und zum anderen vom Bericht des Biirgermeisters von Stade Johannes Orwegen an die BVEK (Anlage zum Schreiben von Biirgermeister und Rat in Stade an die BVEK, datiert Stade, den 25. August 1653; StA Stade: Rep. 5 a. Each 95 Nr. 3) aus. Landrat Jochim Kuno von Owstien, Hans Kussow, Philip Christoff von der Lancken, Ratsverwandter aus Stralsund D. Christian Schwartz, Syndikus zu Stettin D. Joachim Schnobelius, Biirgermeister und Syndikus zu Greifswald D. Henning Gerdes; Beschreibung des Actus Introductionis, vgl. EuBn. 217. — Die TEK sprach von sieben Pommern: „als 3. Adelige und 4. Gelehrte in einer ansehnlichen und zu sonderbarer diesen honorables Werckes Zierd und auctoritet geraichernd Abordtnung“. TEK an die BVEK, datiert Wismar, den 16. Mai 1653; StA Stade: Rep. 5 a. Each 95 Nr. 3. Landrat Jurgen Marschall und Burgermeister in Stade Johannes Orwegen; Beschreibung des Actus Introductionis, vgl. Eufin. 217. 218 219
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