288 Die allgemeine politische Situation wurde in Schweden zu Beginn der fiinfziger Jahre dutch Unsicherheiten in der Arbeit des Reichsrates als Folge der Abdankungspläne der Königin beeinfluBt.^ Nach auBen muBte die Reichsregierung die Schweden dutch den Frieden zugefallene Rolle als europaische GroBmacht verteidigen und Schweden als inoffizielle Fiihrungsmacht unter den evangelischen Staaten profilieren. Diese Fiihrungsfragen wurden zuerst bei der Vollziehung des Friedensvertrages aktuell. Die Exekutionsverhandlungen in Niirnberg und ein RezeB vom 16./26. Juni 1650 hatten die Vollziehungsprobleme nur teilweise lösen können.^ Fiir Schweden stand noch die förmliche Lehnsinvestitur der schwedischen Krone dutch den Kaiser aus. Erst dutch diesen Akt konnte Schweden deutscher Reichsstand werden sowie Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstag erhalten.'^ ImVerhältnis zu Brandenburg muBte auBerdem die im Vertrag von Osnabriick nicht beantwortete Frage der Grenzfeststellung in Pommern in langwierigen Verhandlungen gelöst werden. Zudem ergaben sich Schwierigkeiten bei der internen Auslegung des Friedensvertrages und vor allem im Verhältnis zur Stadt Bremen, die fiir sich Reichsunmittelbarkeit in Anspruch nahm und der schwedischen Königin die Huldigung verweigerte.® Hier wurden die Schweden im ersten Bremer Krieg von 1654 zur Anwendung militärischer Machtmittel gezwungen, und erst nach geduldiger diplomatischer Arbeit von Schering Rosenhane gab auch die Stadt Bremen auf Grund des Stader Vergleiches vom 28. November 1654 gegeniiber der schwedischen Krone eine Treueerklärung ab. Die ersten Jahre nach dem FriedensschluB hatten fiir Schweden eine Periode der Erholung ohne Planungen neuer militärischer Offensiven bedeutet. In diesem Punkt änderte sich die Situation mit der Thronbesteigung Karls X. Gustaf im Sommer 1654. Fiir ihn war offensive Kriegfiihrung eine Voraussetzung der Erhaltung und des Ausbaus der schwedischen GroBmachtstellung. Im März 1655 erklärte Schweden Polen den Krieg, und seit dem Sommer 1657 befand sich der schwedische Monarch - Olofsson: Drottning Christinas tronavsägelse S. 52 ff. — Uber Axel Oxenstierna während seiner letzten Jahre: Weibull: Drottning Christina S. 39 ff. * Die Schweden wurden durch Pfalzgraf Karl Gustaf und Bengt Oxenstierna vertreten. Der ExekutionshauptrezeB ist gedruckt bei von Meiern: Acta Pacis Executionis Publica II S. 356 ff. * Da der schwedische König als Landesherr der deutschen Provinzen auf den verschiedenen deutschen Kreistagen mit rivalisierenden Fiirstenhäusern benachbarter Länder konfrontiert wurde, waren gute Beziehungen zum Kaiser unbedingt erforderlich. Bremen und Wismar gehörten zum niedersächsischen Kreis, Vorpommern zum obersächsischen und Verden zum westfälischen. —Olofsson: Efter westfaliska freden S. 33 f. ® Die Bremer Frage war von 1650 bis 1654 eine der groBen und schwierigen Fragen der schwedischen AuBenpolitik. — Olofsson: Efter westfaliska freden S. 32 f. m. w. H.
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