217 Vor der Antwort an Minden im Spätherbst 1646 hatte die Stockholmer Regierung im September Schwedens endgiiltige Satisfaktionsforderungen erörtert und die Legaten in Osnabriick entsprechend instruiert. Da die Forderungen gemildert worden waren, glaubte man in Stockholm, daB der FriedensschluB bevorstand.®^® DaB Minden im Frieden nicht zu Schweden kommen wiirde, war schon durch die Novemberinstruktion von 1645 angekiindigt worden. Minden sollte geopfert werden, um andere, wichtigere Gebiete zu gewinnen. Im Herbst 1646 war die Entscheidung dieser Frage allerdings noch offen. AuBer dem Kurfiirsten von Brandenburg waren auch Mecklenburg und das Braunschweiger Haus an einer Abtretung des Stiftes interessiert. Nach dem Präliminarvertrag vom Februar 1647 wurde Minden dem Kurfiirsten von Brandenburg zugeschlaDie schwedischen Legaten hatten sich vorher kräftig fiir eine 640 gen. Abtretung an Mecklenburg oder Braunschweig eingesetzt. Ihnen wurden aber erhebliche Bestechungsgelder angeboten, die sie anderen Sinnes werden lieBen.®'*^ Die schwedische Regierung war in Minden bis Ende Oktober 1649 tätig. Während des Jahres nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages kam es zu ständigen Konflikten zwischen den Brandenburgern, die das Stift in Besitz nehmen wollten, und dem Gouverneur Gustaf Otto Stenbock, der die Machtiibergabe von Voraussetzungen abhängig machte. Am 25. Oktober 1649 löste Stenbock das Personal der Mindener Regierung und Kanzlei von seinen Eiden und ubergab die Schliissel der Kanzlei an die Brandenburger. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daB die schwedische Reichsregierung während des DreiBigjährigen Krieges unter Ausnutzung ihrer militärischen Machtstellung auch in solchen Territorien in das Gerichtswesen eingriff, die sie nicht erwerben wollte bzw. mit deren Abtretung in einem zukiinftigen Friedensvertrag sie nicht rechnete. Die Organisierung der zivilen Verwaltung in Minden lief ebenso ab wie in Wismar. Sie ging von der vorhandenen Militärverwaltung aus, der allmählich zivile Aufgaben iibertragen wurden und deren Beamte zivile Amtsbezeichnungen Odhner: Politik Schwedens S. 164 f. Dickmann: Frieden S. 322 f. Spannagel: Minden und Ravensberg S. 15. Auf Vorschlag des französischen Legaten d’Avaux bot der brandenburgische Legat von Wittgenstein u. a. Salvius 10.000 Reichstaler, und auf Salvius’ Rat hin wurden Oxenstierna 25.000 Reichstaler geboten. Unklar ist jedoch, inwieweit beide die Bestechungsgelder erhalten haben. Spannagel: Minden und Ravensberg S. 234 f. Die Regierung bestand damals aus dem Kanzler Dr. Bessel, dem Vizekanzler Dr. Johann Georg Deichmann und den Regierungsräten Dr. Schriever, Rosscam und Stammisch. Der Regierungssekretär hieB Römer. Spannagel: Minden und Ravensberg S. 34 f. 640 641 642
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