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258 I'lrbrechfs von der Taiife liefert Bo Jonssons oben S. 251 erwiihnler Erbschaftsprozess ein Beispiel. Das Urteil, das ihin das Eigenlinn seiner Ehefrau zuerkannte, stutzte sich näinlich auf eine schriftliche Bestätigung, dass das durch Kaiserschnilt lierausgenominene, danach geslorbene Kind lebendig geboren iind getauft worden sei. Ein ähnlicber Erbscbaftsprozess wird in diinisehen Qiiellen aus den Jahren 1591 —1592 erwiihnt. Aueb bier ging es inn das Erbe nach der poslinnen Geburl eines Kindes. Die Verwandlen des Vaters erhoben Anspruch aid' das Erbe des tolen Valers. mil der Molivierung, dass das Kind bei der Gebiirl tot gewesen sei nnd dass die Mutter ein totgeborenes Kind babe tanfen lassen. Mil Hilfe von 12 Eideshell’ern ans ibrer eigenen 8ippe nahm die Mutter anf ihren Eid. dass das Kind lebendig geboren worden sei mid die Taid'e vor seinem Tode erhalten babe. Enter Berufiing auf den Jyske Lov wurde ibr aus diesem Grunde das Eigenluin ibres toten Mannes zuerkannt. Noch in Christians V. „Danske Lov'’' von 1683 und iin ,,Norske Lovbog“ von 1687 wurden die Vorschriften fiber die Taufe als Bedingung fiir das Erbreclit wiederholt. Ins schwedische Gesetzbuch von 1734 wurde diese Slelle jedoch nicht aufgenoniinen. Eiir die Erbfähigkeit eines postum geborenen Kindes reichte die Zeugenaussage. dass es lebendig geboren worden sei. Das war dieselbe Regel. die in der Lex Alainannoruin voni Anfang des 8. Jh.s gegolten hatte. KAP. 7. GEISTIGE VERWANDTSCHAFT DURCH DIE TAUFE Zwischen denen, die bei der Taufe oder Konfirmation assistierlen. entstand nach kanonischem Rechl geislige Verwandtschaft. cognatio spiritualis. Diese Auffassung stiitzt sich auf die ^Vorte des Johannisevangeliums, Kap. 3:3; ,,\Venn jemand nicht von neiiein geboren wird, kann er das Reicb Gottes nicht sehen“. So wie das Kind durch die natiirliche Geburt leibliche \Trwandte bekam, so bekam es durch die Wiedergeburt in der Taufe geistige Verwandte. Auch die geistige Verwandtschaft bildete ein Ebehindernis. Das älteste Beispiel eines Eheverbotes uus diesem Grund findet sich in einem Gesetz, das der ost-

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