238 dem kanonischen Recht notwendig fiir eine walire Ehe. Die vom Verlober aiisgesprochene Formel ,.lch gebe dir meine Tochter" vvar hinsichtlieh der Frau mit deo von ihr selbst gesprochenen Worlen veiiaiischt vvorden: „lch nehme dich zu meincm Ehemaim im Namen des Herrn“. Vor dem w^eltlichen Gesetz vvar die 1'rau jedoch immer noch unmiindig, und ziiinnerst Hess aiich die Kirche nicht von der \\)rslellung ab. dass dem ^'ater das Reeht ziikomme. seine Tochter zu „vergeben“. Auf die Konsenserklärung tolgte die Segnung des Ringes durch den Geistlichen, und damit vvar der Akt vor der Kirchentiir abgeschlossen. Der Geistliche liihrte das Rrautpaar und das Hochzeitsgefolge in die Kirche. vvo die Brautmesse gefciert vvurde. Diese gipfelte in der uralten Rraufbenediktion, bei vvelcher der Baldachin fiber das kniende lirautpaar gehalten vvurde. Dies durffe jedoch nur dann geschehen, vvenn die Braut diesen Segen nie zuvor empfangen hatte. Noch das schvvedische Haiidbuch von 1917 schreibt vor, dass Brautmesse und Baldachin nicht vorkommen diirfen, vvenn die Braut Witvve Oder bejahrt, d. h. in nicht mehr fruchtbarem Alter ist. Auf die Brautbenediktion folgten die Abendmahlsfeier und der Friedenskuss. osciiliiin [xicis. KAP. 5. ZUSAMMENSTELLUNG INDOGERMANLSCHER HOGHZEITSRITEN MIT SCHWEDISCHEN SITTEN Wie der ersle Teil dieser Arbeit zeigt, ist die altgermanische IGieschliessung zvveifellos indogermanischen Ursprungs. Die Eheschliessungsformel des Upplandsgesetzes vvird — wie sie das Stadtrecht und die beiden Landrechte vviedergeben — mit den Worten „Ich gebe dir meine Tochter“ eingeleitet. Die Formel hat ihre IGitsprechung in altertiimlichen Formeln anderer Länder, so etvva im altindischen und altpersischen Recht. Eine auffallende Rolle spielte in den letztgenannten Quellen der Handschlag. den Braut und Bräutigam vvechselten und der darin bestand. dass sie einander die rechte Hand reichten. Diese Zeremonie, conjiinctio (Icxtranim, vvird auch im apokryphen Buch Tobias ervvähnt, und zvveifellos ist sie auf diesem Wege in die mittelalterlichen Rituale gelangt. Die Sitte findet sich auch im Rom des Altertums sovvue bei anderen Völkern. Nachdem der Branch in das Ritual der
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